©Ali Kaaf

ALI KAAF - BOX OF PAIN

03|09|2016 - 03|10|2016

„Ich sehe einen jungen Mann, er mag etwa 18 Jahre alt sein, er flieht vor seinen Peinigern, Milizen, erwachsene Männer. Sie holen den Fliehenden ein und schlagen auf ihn ein; anfangs zittert er unter den Schlägen wie ein Vogel. Dann zittert er nicht mehr. Und sie schlugen weiter. Diese Erinnerung verfolgt mich seither, wie ein schwarzes Loch in meinem Kopf. Immer frage ich mich, was mit dem Jungen passiert ist, was mit seiner Seele.“ [Ali Kaaf]

Am 03. September 2016 eröffnet der syrische Künstler Ali Kaaf seine Solo-Ausstellung „BOX OF PAIN“.

Die eigens für diese Ausstellung konzipierte Video- und Sound-Installation, ist benannt nach einem Gedicht des in Paris lebenden kurdisch-syrischen Dichters Golan Haji.

Die Besucher setzen sich in Ali Kaafs Installation einer körperlichen Grenzerfahrung aus, von Dunkel und Licht, Rhythmus, Berührung und Leere, Form, Körper und Raum, welche so charakteristisch für die Arbeiten des Künstlers sind. Die dazugehörige Klanginstallation entstand in Zusammenarbeit mit dem Musiker Atilla Wiegand.

Die Ausstellung „BOX OF PAIN“ dokumentiert die Gewalt nicht, sie stellt sie nicht zur Schau. Gibt sie nicht zu sehen. Sie bezeugt die Gewalt vielmehr in der Entfaltung der eigenen Arbeit, in einer Auseinandersetzung mit den Materialien, dem Raum, dem Klang, dem eigenen Körper, mit den Spiegelungen des Materials und des Lichts, der Poesie und der Nacht. „Wir besuchen die Nacht. Die Poesie ist das Mittel, die Nacht inmitten des Tages zu besuchen“, sagt Ali Kaaf in Anlehnung an eine Zeile des Dichters Golan Haji. Die künstlerische Arbeit, sie ist es, die in ihrer Poesie immerfort zu spät kommt und weiß, dass sie die zerstörten Städte nicht wiederaufrichten kann und die zerschundenen Körper nicht wieder zusammenfügen wird.

Text: A.S. Bruckstein Çoruh, Autorin, Kuratorin, Gründerin und Direktorin des house of taswir.

Veranstaltungen

3. September 2016, 19h – Vernissage

Eröffnungsworte: A.S. Bruckstein Çoruh

08. September 2016, 19h – Dichterlesung (arabisch/englisch) mit Golan Haji und Claudia Basrawi. Englische Übersetzung von Stephen Watts
Musik: Meragi Ensemble (Matthias Bautz – Rahmentrommel, Ayberk Coşkun – Ud & Attila Wiegand – Ney)

18. September 2016, 19h – artist talk (deutsch) – Ali Kaaf im Gespräch mit Jurriaan Benschop

Öffnungszeiten

Mo – Fr 14 – 19h,  Sa, So 12 – 20h

Ali Kaaf, geboren 1977 in Oran, Algerien, syrischer Herkunft, lebt und arbeitet in Berlin. Sein Studium der Bildenden Kunst absolvierte er am Institut des Beaux-Arts in Beirut und an der Berliner Universität der Künste (UdK) bei Prof. Marwan Kassab Bachi und Prof. Rebecca Horn. Seitdem erhielt er vielfache Auszeichnungen; 2004 verlieh ihm die UdK den DAAD Preis für seine herausragende künstlerische Arbeit und 2005-2006 arbeitete er als Solidere Artist in Residence in Beirut. 2010 erhielt er den Young Collectors for MAXXI Preis der Young Collectors Association in Rom und 2014 wurde er mit dem Honorary AIR Awardees Preis der Kala Art Institute in Berkeley ausgezeichnet. Ali Kaafs Werke wurden in den letzten Jahren in Europa und USA in zahlreichen Solo- und Gruppenausstellungen gezeigt, seine Arbeiten sind in wichtigen internationalen Sammlungen vertreten. Zuletzt zeigte Ali Kaaf eine Solo- Ausstellung “Die Farbe des Wassers ist die Farbe seines Gefäßes” in der BUMILLER COLLECTION in Berlin.
Golan Haji, geboren 1977 in Amouda, einer kleinen kurdischen Stadt im Norden von Syrien.

Er studierte Medizin an der Damaskus Universität und spezialisierte sich auf Histopathologie. Er arbeitete bis 2009 als Arzt, dann entschied er sich, seine Zeit literarischen Aktivitäten zu widmen. 2009 und 2010 lehrte er Rezitation und Textanalyse für Theater am Theaterinstitut von Damaskus vorwiegend über Brecht, Shakespeare und Saadallah Wannous.
2004 erhielt er den Mohammed Al Maghout Preis für seinen ersten Gedichtband Il appela les ténèbres (He called for darkness). Weitere Publikationen folgten: Il y a quelqu’un qui voit en toi un monster (Somebody sees a monster in you) 2008, Adulteres 2011 und L’automne, ici enchante et grandit (Automn here delights and grows) 2013. Ein nächster Gedichtband Peser l’outrage (Consider the outrage) soll noch in diesem Jahr erscheinen.
In seiner Tätigkeit als Übersetzer wurden u. a. folgende Autoren ins Arabische übertragen: Mark Strand (2002), Alfred Hitchcock (2005), Robert Louis Stevenson (2008), Dan Wylie (2010) und Alberto Manguel (2016). Momentan lebt er in Saint-Denis, Frankreich.

Claudia Basrawi wurde 1962 in Beirut geboren. Sie studierte arabische Literatur und Geschichte in Berlin und Damaskus. Seit 1994 arbeitet sie als freie Autorin. Performances und Vorträge mit dem Künstlerkollektiv „Gruppe M“, Projekte mit der Spin-off Theatergruppe „400asa Sektion Nord“ sind Teil Ihres Schaffen, wie auch das Schreiben von Romanen („Mittelmeer Anämie“) oder die Regie und Entwicklung von „El Dschihad“ am Ballhaus Naunynstraße.

Meragi Ensemble, 2014 von Mitgliedern der Gruppe Salsabil gegründet, um sich in kleiner Besetzung ganz der Musik des osmanischen Hofes, von der Frühzeit bis etwa zur Mitte des 17. Jahrhunderts, zu widmen. Der musikalische Schwerpunkt des Ensembles liegt insbesondere bei den Werken Dimitrie Kantemirs und Ali Ufkis aber auch bei einigen Sultanen aus dieser Epoche. Die Werke aus dieser Zeit des Aufstrebens und der Blüte des Osmanischen Reiches sind noch geprägt von einer Lebensfreude und einem Ideenreichtum, wie es in späterer Zeit nur noch selten vorkam. Auch der Dialog der Kulturen, wie er durch die Komponisten dieser Zeit geführt wurde, wie z. B. Kantemir (Rumänien), Ufki (Polen) oder Gazi Giray Han (Krimtartar), spiegelt sich in der Vielfalt dieser Musik wider.

Auch der Dialog der Kulturen, wie er durch die Komponisten dieser Zeit geführt wurde, wie z. B. Kantemir (Rumänien), Ufki (Polen) oder Gazi Giray Han (Krimtartar), spiegelt sich in der Vielfalt dieser Musik wider.

Jurriaan Benschop ist ein in Berlin lebender Kunstkritiker und Kurator. Er schreibt in regelmäßigen Abständen für das Artforum International. Von ihm kuratierte Ausstellungen sind z. B. As If, At Home- Artists in Europe (Berlin, 2016) und Geist und Form. Ten Painters from Berlin (Bloomington, Indianan, 2013).

„Unterstützt durch das Programm Moving MENA, ein Projekt des Goethe-Instituts, gefördert durch das Auswärtige Amt“

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