
Beginn 19:30
Einlass 18:30
Statement from Kühlhaus Berlin regarding the opera by Eugene Birman
As a cultural institution committed to the free expression of art and thought, Kühlhaus Berlin provides a space for a wide range of creative individuals and collectives to present their work. We serve as a platform, not as a representative body for the views or messages expressed by the artists who exhibit within our walls.
In light of a recent presentation that has prompted public attention, we wish to make our position clear: the conceptual and creative decisions of the presenting artists do not reflect the official stance of Kuhlhaus Berlin. While we continue to support artistic freedom and diverse expression, these freedoms are exercised independently by the artists and should not be interpreted as the institution’s endorsement.
We are deeply aware that we live in a time of profound global tensions. In the face of aggression and human suffering, it is our moral duty to take a clear position. We stand with the victims of violence and injustice. We stand with Ukraine.
Kühlhaus Berlin remains dedicated to fostering a space for open, critical, and responsible cultural dialogue — one that upholds human dignity, creativity, and truth.
Into the Open Season 24/25 präsentiert RUSSIA : TODAY, eine dokumentarische Oper des Komponisten Eugene Birman. Das Werk verbindet das Requiem als Form mit der Methode des Verbatim-Theaters, um das heutige Russland zu erforschen, zu verstehen und zu reflektieren.
Im Zentrum steht das Phänomen der Stimme – sowohl als musikalisches Instrument als auch als Ausdrucksmittel im gesellschaftlichen Kontext.
Dauer: 60 Minuten
Weitere Informationen: https://russiatoday.live/
„Eine einstündige Eintauchung in die Komplexität und Widersprüche des heutigen Russlands.“ (Andrew Jack, Financial Times)
Der Ausgangspunkt von RUSSIA : TODAY ist die Dichotomie zwischen den gegenseitig verzerrten politischen Darstellungen Russlands und des Westens in den Medien sowie das vielschichtige Identitätsgefühl des Komponisten selbst. Das Werk basiert auf Hunderten anonymer Aufnahmen von Russ*innen, die vom Wesen Russlands erzählen – davon, was es war, was es ist und was es werden könnte. Ergänzt wird dies durch einen eigens für das Projekt geschaffenen, eindringlichen Film der russischen Experimentalfilmerin Alexandra Karelina. Das Werk lässt sich als performative Nachstellung des Aussterbens (und möglicherweise einmaligen Wiederauflebens) der russischen Seele unter dem Einfluss der russischen Politik begreifen.
Daher ist die Arbeit als russisch-orthodoxes Requiem gerahmt, ihr Klangkosmos tief verwurzelt in den alten Modi und Ritualen der Kirche – eine eigentümliche Verschmelzung des Weltlichen und des Spirituellen. Glockenklänge und das Geräusch von Feuer – eine Anspielung sowohl auf Umweltzerstörung als auch auf die Reinigung der Seele – prallen auf Bilder von Städten und Landschaften, auf Angst, Verzweiflung und die seltenen Momente der Hoffnung. Wortwörtlich gesprochene und gesungene Beiträge aus vier Sprachen, die aus der kollektiven Sammlung stammen, fügen sich zu diesem vielstimmigen Klangbild.
Angesichts der russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine klingt das Werk lauter denn je und gewährt dem Publikum einen seltenen Einblick in das russische Bewusstsein jener fragilen Vorkriegszeit, in der es entstand. Wie die Financial Times schrieb, hört man hier die „kaum vernehmbaren, unterdrückten, doch oft unheilvollen privaten Gedanken – eine Mischung aus Stolz und Unsicherheit, Opferrolle und Ohnmacht“.