24. – 30.6.2021
Geöffnet: 11.00 – 19.00
Preview 23.06.2021, 16.00 – 20.00
Bekanntgabe der Gewinner: 25.06.2021, 19.00
Der BBA Artist Prize zeichnet aufstrebende Künstler*innen aus. In seiner 6. Ausgabe werden 20 internationale Künstler*innen im Kühlhaus Berlin ausgestellt. Der Gewinner*in winkt eine Einzelausstellung in der BBA Gallery.
Der BBA Artist Prize wird jährlich von der BBA Gallery, einer von Künstler*innen geführten Galerie in Berlin-Mitte, ausgelobt. Unterstützt wird das kleine Galerie-Team von wechselnden Jury-Mitgliedern und Sponsoren. Die Motivation der Galerie-Inhaber*innen Renata Kudlacek, Nele Ouwens und Vishal Shah besteht im Finden und Fördern vielversprechender Talente. Sie wollen die Türen der vermehrt exklusiven Galerie-Szene öffnen, und aufstrebenden Künstler*innen unabhängig von Alter, Nationalität, Medium, Ausbildung und Karriereweg die Chance bieten, Beachtung und Anerkennung zu erhalten. Die Teilnahme am BBA Artist Prize wird jährlich öffentlich ausgeschrieben, die Bewerbung steht Künstler*innen aus aller Welt offen. Inzwischen bewerben sich auch bereits etablierte Künstler*innen für den Preis.
In diesem Jahr haben es 20 Künstler*innen auf die Shortlist geschafft. Die Ausstellung im Kühlhaus Berlin, 4.OG auf ca. 600 qm ermöglicht es, pro Künstler*in jeweils eine Serie und/oder raumgreifende Arbeiten zu zeigen. Das wohl augenfälligste Kunstwerk ist eine fast 9 Meter lange Fotoarbeit von Chris Tille (Deutschland). „Big Bang“ ist ein Schlüsselwerk Tilles, der längst nicht mehr klassisch fotografiert, sondern vielmehr Daten und Signale in aufwendigen Verfahren sichtbar macht. In Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut, das dem Künstler Messdaten und zeitweise sogar einen Supercomputer zur Verfügung stellt, entstand eine Visualisierung der kosmischen Mikrowellen-Hintergrund-Strahlung. Tille nutzte dafür eine Soundübersetzung der Strahlung. Frequenz, Lautstärke und Zeitachse des Sounds definieren die Helligkeit und Position der Bildpixel. Die Arbeit nimmt die Betrachter*innen mit auf eine visuelle Reise durch Raum und Zeit, zurück bis zum Urknall und dem Beginn des Universums. Ausgestellt wird das letzte verfügbare Exemplar einer 6-teiligen Edition, die bereits in namhaften privaten Sammlungen vertreten ist.
BBA Gallery Köpenicker Str. 96 D-10179 Berlin Germany
bba-gallery.com info@bba-gallery.com
Eine gänzlich andere Art des Sehens, nämlich der Blick des Voyeurs, verbindet die Arbeiten von Sarah Choo (Singapur) und Kailum Graves (Australien). Graves nutzt öffentlich zugängliche Surf-Kameras mit sehr geringer Auflösung, um Strandspaziergänger einzufangen. Durch seine Videoarbeit „The Uncanny“ bewegen sich kaum erkennbare, weil hoch verpixelte Wesen auf der Schwelle zwischen digitaler und physischer Welt, zwischen Realität und Vorstellung. Choos Videoarbeit „Accelerated Intimacy“ und die dazu gehörigen Fine Art Prints hingegen zeigen inszenierte Momentaufnahmen in hoher Auflösung und gewähren scheinbar Einblicke in die Privatsphäre von Hotelgästen.
Ebenso intime Momente fängt Fotograf Tom Atwood (USA) ein. Seine über viele Jahre hinweg fortschreitende Serie widmet sich der LGBTQ-Erfahrung in den Vereinigten Staaten. Seine detailreichen Porträts zeigen seine zum Teil prominenten Subjekte, wie den Schauspieler Alan Cumming, in ihrem privaten Umfeld. Privat und alltäglich sind auch die Motive der Zeichnungen von Mayuko Ono Gray (USA). Allerdings verbindet die Künstlerin ihren hyperrealistischen Zeichenstil mit Elementen der traditionellen japanischen Kalligraphie, indem sie ihren Bildern eine einzelne, schnurähnliche Linie hinzufügt, die als Metapher für Spanne des Lebens dient.
Einzigartige, symbolhafte Lebenswelten umgeben die von Fiona White (Australien) gemalten Figuren. Ihre Motive sind herausfordernd und berührend, erzählen fragmentierte Geschichten und kommentieren das Menschsein auf rätselhafte Art und Weise. Auch Mairead Dunne (Großbritannien) erschafft ungewöhnliche Welten in Form von kleinen, verträumten Tableaus, indem sie theatrale Modelle im Medium der Fotografie festhält. Teils erdacht und teils mit realem Hintergrund sind die Landschaften, die Juliette Losq (Großbritannien) aus Tinte und Aquarellfarben entstehen lässt. Losq möchte das gewählte Medium von der Assoziation der kleinformatigen Vorstudie befreien, und arbeitet daher im Großformat, auf dem sie viele Schichten übereinander aufträgt.
Auf dem Feld der Skulptur sind so unterschiedliche Positionen vertreten wie die Neon-Lichtarbeiten von Sandra E. Blatterer (Deutschland) in strenger Ästhetik; die haptisch einladenden, textilen Kakteen von Nina K Ekman (Dänemark); die ebenfalls in akribischer Kleinstarbeit aus Fäden erschaffenen, realistischen Gestalten und Gegenstände von June Lee (Südkorea) und die zum Teil im 3D-Druck- Verfahren hergestellten, lebensecht wirkenden Figuren von Daniel Paul (Tschechien). Das im Gegensatz dazu klassische Material Porzellan und Keramik verwendet Ernst Miesgang (Österreich), allerdings de- und rekonstruiert der Künstler seine Objekte so gekonnt, dass seine zusammengesetzten Figuren seltsam anatomisch und auf ironische Weise wesenhaft wirken. Ähnlich körperlich, allerdings eher in futuristischer Manier und angelehnt an die Ästhetik des Fetischs erscheinen die Mixed-Media Skulpturen von Dae Uk Kim (Niederlande). Tom Price (Spanien) komplettiert das Feld der Skulptur mit seiner minimalistischen und konzeptionellen Arbeit, in welcher das gewählte Material für das Narrativ der Arbeit bestimmend ist.
Einen interaktiven Ansatz verfolgen sowohl Sven Windszus (Deutschland) als auch Steve Parker (USA). Während Windszus im Medium der Videoinstallation die Besucher*innen zu Auslösern von Aktionen auf dem Bildschirm macht, setzt Parker Instrumente und Klänge ein. Seine Sound-Skulpturen laden das Publikum ein, mittels Berührung und Bewegung Klänge zu kreieren und verleiten gleichzeitig zum urteilsfreien Zuhören.
Eine Brücke zwischen Alt und Neu schlagen Jonathan Kraus (Deutschland) und Ewa Cwikla (Niederlande). Cwikla huldigt der Atmosphäre und Lichtstimmung der niederländischen und flämischen Meister und übersetzt diese mittels akribischer Inszenierung ins Medium der Fotografie. Auch Kraus zeigt sich beeinflusst vom kunsthistorischen Kanon und zitiert in seinen realistischen Gemälden gekonnt die (männlichen) Künstler-Genies von Klassischer Moderne bis Pop-Art. Clever verknüpft der junge Maler diese mit einer Ästhetik, wie wir sie aus der Werbung oder Modewelt gewohnt sind sowie einer gegenwärtigen Figur (sein Alter Ego?). Mit Titeln wie „Mansplaining in the conservatory“ lässt Krauss seine Bilder zudem im Licht des feministischen Diskurses erscheinen und verleiht ihnen somit eine originelle Doppelbödigkeit.
Shawn Fitzgerald Ahern (Deutschland) ist ein Choreograph und Tänzer, der Tanz-Theater für Bühne und Film erschafft. Vertreten ist er mit seinem Tanzfilm „Au mur de la mer“, der ein Duo erzählerisch in rauher Natur interagieren lässt, sowie Fotodrucken aus demselben Projekt.
Mehr Information:
https://bba-gallery.com/berlin/prizes/bba-artist-prize-2021