Länder- und Gender-Grenzen überschreiten
Berlin in den Goldenen Zwanzigern war bekannt als die “Gay Capital of Europe”, denn in Berlin konnte sich die LGTB+ Community grenzenloser und wahrhaftiger entfalten als anderswo. Viele reisten aus der ganzen Welt an, um Teil dieser Bewegung zu sein, und zentrierten sich vor allem in Schöneberg, Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Es gab hunderte Etablissements exklusiv für Homosexuelle und Transsexuelle. Die Magazine “Der Eigene” und “Die Freundin” wurden publiziert; androgyne und lesbische oder bisexuelle Frauen wie Marlene Dietrich, Anita Berber und Claire Waldoff dominierten die Kabarett-Shows. Die Arbeiten homosexueller Autoren und Künstler blühten auf. Das Institut für Sexualwissenschaft unterstützte Frauen und die LGTB+ Community in Rechts- und Gesundheitsfragen sowie Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz und entwickelte sogar die ersten Operationsmethoden der Geschlechtsumwandlung. Obwohl sie mit dem darauf folgenden Nazi-Regime auf so unfassbar furchtbare Weise unterdrückt wurde, ebnete diese moderne Subkultur im Berlin der 1920er den Weg für die zukünftige Entwicklung der LGTB+ Community in Berlin und auf der ganzen Welt. Diese fortschrittliche und offene Stimmung bestätigte, akzeptierte und feierte was schon immer der Wahrheit entsprochen hatte: LGTB+ Menschen existierten schon immer und sie leisteten schon immer bedeutungsvolle Beiträge zur Gesellschaft, trotz der besonderen Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sahen. Im 17. Jahrhundert entfloh die im Baskenland geborene Catalina de Erauso einem Konvent, zog “männliche” Kleidung an, reiste durch Spanien und Südamerika, nahm verschiedene maskuline Namen an, kämpfte in Schlachten, hatte Affären mit Frauen und lebte ein Leben als Mann. Diese Episoden beschreibt sie detailliert in ihren Memoiren “The Leutnant Nun”, in denen sie sich selbst alternierend als Mann und Frau bezeichnet. Nachdem sie einen Mord begangen hatte, sollte Catalina schließlich zu ihrer “wahren” Identität stehen, um einem Todesurteil zu entgehen. Danach erhielt sie jedoch eine spezielle Genehmigung des spanischen Königs und des Papstes, ein Leben als Mann führen zu dürfen! Dieses Programm ist eine musikalische Reise durch Catalinas Leben: Ihre Wege, die Länder – und Gender- Grenzen überschreiten, werden mit Musik des 17. Jahrhunderts aus Spanien, Chile, Peru und Mexiko nachgezeichnet.
Liane Sadler | Traverso
Edu Rojas | Gesang
Pedro Alcacer | Laute, Barockgitarre
Julius Lorscheider | Cembalo
Mikel Elgezabal-Garmendia | Barockcello
Tilmann Albrecht | Percussion
Nathalia Valdés | Bewegungsperformance
Sonntag, 07.11.2021 um 19.30 Uhr
Kühlhaus Berlin
Luckenwalderstraße 3, 10963
Barrierefrei und 3G
Eintritt frei, Spenden erbeten
Aufgrund der aktuellen Lage ist eine vorherige Anmeldung empfohlen
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