Konzertbeginn 20 Uhr
Der Großteil der Künstler, Autoren und Philosophen, die das Berlin der 1920er Jahre aufblühen ließen und zu einem europäischen Kultur- und Intellektuellenzentrum machten, waren jüdischer Herkunft. Ohne sie hätte es die Goldenen Zwanziger in Berlin mit dieser bunten Vielfalt an explodierenden neuen Ideen und Kunstformen nie gegeben. Dazu zählen alle Hauptfiguren der Literaten-Szene mit ihren bahnbrechenden Werken: Walter Benjamin, Klaus Mann, Gertrud Kolmaar, Mascha Kaléko, Else Lasker-Schüler, um nur einige Beispiele zu nennen. Sie kreierten massgeblich eine kulturelle und progressive Blütezeit, die bis heute an Strahlkraft nicht verloren hat. Ihr progressives Arbeiten und gesellschaftliches Wirken in den 1920er Jahren entwickelte sich vor dem Hintergrund der sich formierenden Nationalsozialisten, die diese kulturelle Blüte mit ihrem zerstörerischen Antisemitismus in eine absolute Brache wandeln sollten.
In den 1520er Jahren wollte der englische König die Qualität der Musikkultur an seinem Hof verbessern und wandte sich natürlich Italien zu- dem kulturellen Zentrum der Renaissance. In den darauffolgenden Jahren holte er zahlreiche italienische Musiker an seinen Hof, von denen ein Großteil jüdischer Herkunft waren. Familien wie die Bassanos und die Lupos stammten von aschkenasischen und sephardischen Juden ab, die sich in Italien niederließen, nachdem sie die spanische Inquisition überlebt hatten. Diese beiden Familien brachten das Gambenconsort nach England und kreierten mit ihren kompositorischen und musikalischen Fähigkeiten ein neues kulturelles Zentrum mit höchsten Standards. Der englische Hof wurde über die Ländergrenzen hinweg berühmt für Blockflöten- und Gamben- Consortspiel. Obwohl sie gezwungen wurden, ihre jüdische Herkunft zu verstecken und unter der Fittiche der oft willkürlich handelnden Monarchen leben mussten, waren sie doch frei von der Unterdrückung der spanischen Inquisition und den zunehmend diskriminierenden Gesetzen in Italien. In dieser Zeit, die als Goldenes Zeitalter in die englische Geschichte eingegangen ist, waren jüdische Musiker die führenden Künstler der Szene und transformierten maßgeblich die Musikkultur des Landes.
“Gefeiert und verfemt” verknüpft das bedeutende künstlerische Schaffen jüdischer Autoren der 1920er Jahre mit dem Wirken jüdischer Musiker der 1520er Jahre. Poesie, Literatur und Philosophie wird mit exquisiter englischer Consortmusik der Renaissance kombiniert. Dadurch wird die Kontroverse deutlich, mit der sich jüdische Künstler durch die Jahrhunderte konfrontiert sahen:
Obwohl ihre Werke gefeiert und absolut entscheidend für kulturelle und intellektuelle Entwicklungen waren, wurden sie aufgrund ihrer Herkunft unterschwellig oder offen verfemt. Oder umgekehrt formuliert: Obwohl sie verfemt wurden, schufen sie den Umständen trotzend einen unglaublichen Reichtum an künstlerischen und intellektuellen Werken und waren maßgeblich für die Entwicklung von Goldenen Zeitaltern der Kunst und Kultur.
Lea Rahel Bader, Alma Stolte, Ekaterina Gorynina, Mirjam-Luise Münzel – Gamben
Julia Debowska, Adam Schiffer – Gesang, Lesung
Das Publikum kann während des Konzerts durch den Raum und die Balkone im Kubus wandeln, wodurch ein immer anderer akustischer und visueller Eindruck der Musik und der Texte entsteht; auch werden die MusikerInnen und die gespielten Werke dadurch lebendige Mitte des Publikums. Natürlich wird für das Einhalten der Abstandsregeln gesorgt sein.
Die Veranstaltung sieht also ein Publikum in Bewegung vor, weshalb das Tragen eines Mundschutzes während des Aufenthalts im Kühlhaus erforderlich ist. Es wird einige Stühle geben, bei Bedarf eines Sitzplatzes kommen Sie gerne auf uns zu. Für weitere Informationen klicken Sie sich bitte in unser Hygienekonzept.
5|11|2020
20 Uhr
Kubus, Kühlhaus Berlin
Freier Eintritt, Spenden erbeten
Reservierung:
Aufgrund der aktuellen Situation ist eine vorherige Anmeldung unter folgendem Link unbedingt erforderlich.
Hier können Sie sich außerdem über weitere Veranstaltungen des Alte Musik Fest Friedenau vom 01.-15.11. 2020 informieren.