Der Körper steht gerade unter besonderem Verdacht: jede Handberührung birgt die Gefahr der Ansteckung, Umarmungen fallen dem social distancing zum Opfer und die Atemnot beschreibt nicht die Geisteshaltung unserer Zeit, sondern ein lebensbedrohliches Krankheitssymptom. Dass Unsicherheiten, Ängste, Einsamkeit und Trauer ebenso ein körperliches Erleben sind, und wie damit umzugehen ist, lässt rat- und hilflos zurück.
MEMBRA fragt nach, wie es um unseren Umgang mit der eigenen Körperlichkeit bestellt ist.
MEMBRA sucht Wege und Ventile für diese emotionalen wie körperlichen Erfahrungen.
Tristan & Associates und das Ensemble Wunderkammer nehmen Dieterich Buxtehudes Kantatenzyklus Membra Jesu Nostri zum Ausgangspunkt, und führen analog zu den 7 Kantaten des Werks in 7 szenisch-installativen Stationen durch das Kühlhaus und den Körper.
Buxtehudes mystischer Zyklus von 1680 wirkt hier fast wie eine Vorahnung, wenn Kantate III An die Hände nach den Wunden fragt, sich Kantate V leidenschaftlich An die Brust richtet und in Kantate VII An das Gesicht gespuckt wird. Wie eine große Meditation führt die Installation den Besucher durch die Körperbetrachtungen, die zu emotionalen und spirituellen Kraftzentren werden und spielt dabei mit dem Erbe einer mythischen Bilderwelt, alten wie neuen Symbolen und zeitgenössischen Erfahrungen.
Die musiktheatrale Installation MEMBRA ist inmitten von Zeiten der Absagen in einem Moment der Not entstanden und zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für ein lebendiges Kulturverständnis geworden. Spontan schlossen sich die Künstler*innen der Ensembles mit dem Kühlhaus zusammen. Sie lassen sich in ihren bisherigen Mittel nicht durch Bestimmungen beschneiden, sondern überführen sie spielerisch in neue Formen.
Umrahmt von einer Improvisationssession, Fotografien und einer Ausstellung entsteht ein Programm, das verschiedene Künste auferstehen lässt und sie zusammenbringt.
Ein Programm und eine Arbeit, die aktiv und live an ihrer Zeit teilnehmen und einstehen für die Notwendigkeit von Kultur – nicht nur trotz der Krise, sondern gerade im Angesicht der Krise.
Regie: Tristan Braun
Bühne und Kostüme: Johanna Meyer
Produktion: Nina Riedel und Tristan Braun
Regieassistenz: Lea Willeke
Korrepetition: Oliver Wunderlich
Fotografien und Lichtobjekt: Andreas Tobias
Design: Wolfram Saathoff
Ensemble Musikkammer:
Musikalische Leitung: Peter Uehling
Violine 1: Beatrix Hülsemann
Violine II: Lea Schwamm
Viola da Gamba: Friederike Däublin
Viola da Gamba: Valentin Oelmüller
Violine: Sarah Perl
Orgel/Cembalo: Peter Uehling
Tickets unter: https://membra.loveyourartist.store/de/